Von Torf und Internetz

bullemännerGescher. „Hätten Sie´s gewusst? Was das Schöne an Gescher ist?“ Na klar: Der Autobahnanschluss an die A 31: „Man kommt hier schnell wieder wech.“ Die „Bullemänner“ aus Suchtdrup hatten ihre Hausaufgaben gemacht, als sie auf gemeinsame Einladung der Harwicker Schützen und des SV Gescher 08 am Freitagabend die Bühnenbretter im Festzelt auf dem Huesker-Parkplatz betreten. Vom ersten Moment an prasselt ein Feuerwerk an Gags und Pointen mit Lokalkolorit auf nahezu 600 Besucher ein. Die gehen mit: Lachsalven, Beifall, Münsterländer, die rocken, singen und zeigen, dass der Westfale manchmal auch ganz anders kann als die Bullemänner ihn so überaus treffend karikieren.

Doch Heini (Heinz Weißenberg) und August (Augustin Upmann) wissen, was sich gehört. So lässt eine Gratulation „zum Aufstieg in die Bezirksliga“ nicht lange auf sich warten. Gefolgt von der Spitze, dass „die Hochmooraner Hooligans mit bengalischen Feuern dabei waren. Die zünden überall Torf und nebeln alles ein.“ Dass die Intelligenz – das große Thema des Abends – in Gescher zu Hause ist, haben Heini und August längst erkannt. Dafür stehen Marken wie Huesker, „ein Weltmarkt bei Folien“, oder Ruthmann-Steiger. Aber wer nicht mit der Zeit geht, wird abgehängt: „…wie Mecklenburg-Vorpommern oder – Hochmoor. Wer will schon ein Torfmuseum haben? Das einzige weltweit?“, kalauern die beiden zum großen Gaudi des heimischen Publikums.

„Einfach toll, wie die das mit den Einflechtungen hinkriegen. Das muss man erstmal können“, schwärmen in der Pause Agnes Sommer und Mia Wies. Auch jüngere Besucher wie Daniel Schulz und Sarah Jansing, die das erste Mal dabei sind, finden es „einfach nur witzig“, und sind sicher: „Wir kommen wieder.“

Einen weiten Themenbogen spannen die Bullemänner in der Glockenstadt. Er beginnt beim Kronjubiläum von Königin Elisabeth und der Sorge um Charles: „Vielleicht darf er ja bei den Harwicker Schützen König werden? Er möchte doch so gerne mal.“ Auch das „Internetz“ und Googles Streetview nehmen die beiden sich vor: „Hat jemand hier Internet, sach mal einer? Coesfeld is schon drin. Da kannste das ganze Elend sehen…“Bei den Umgehungsstraßen liege ihr Heimatort Suchtdrup noch vor Gescher auf der Liste der Orte, „die man umgehen muss.“ Die Folge: „Man bleibt auf Fichtennadellikör und Torf sitzen.“ Spätestens als Heini und August trocken schmettern „dies Land, dat is wie du und ich…“ rockt der Saal mit.

Weiter geht es Schlag auf Schlag mit der Schöpfungsgeschichte, also jenem Moment, „da um halb sieben beim lieben Gott der Wecker klingelt. Er macht sich einen Muckefuck und betritt den Plan…“ Dann sind sie beim Thema ihrer Show, denn am sechsten Tag erschafft Gott die Krone der Schöpfung. „Und die bist nicht du, sondern die Kuh.“ Da hilft modernen Müttern auch „kein bilinguales Babyschwimmen oder Laptop-Kindergarten. In China schlafen Kinder drei Stunden. Der Rest ist Lernen. Da kommt Mäxken nicht mehr mit“, karikieren die Bullemänner das Bildungsdrama des deutschen Nachwuchses. Ebenso gezielt-spitz halten sie ihren Zuschauern den Spiegel vor, als es um den pseudo-intellektuellen verweichlichten Nachwuchs geht, der das Elternhaus nicht verlässt, oder um Stress und Burnout: „Wo kriegst du heute noch ne richtig gute Langeweile?“

Erfrischend und vornehm zurückhaltend bauen sie mit Swetlana Svoroba einen zarten weiblichen Gegenpol in ihr Programm ein, die musikalisch am E-Piano ebenso wie mit feinen Spitzen die Bullemänner-Schöpfungen krönt. So etwa, als Heini im Internet auf Partnersuche geht und am Ende feststellt, „dass die, die man sucht, meistens nebenan wohnt…“

So geht der Abend „in der Runkeltaiga“ zu Ende wie er begonnen hat: Mit schallendem Gelächter zur Parodie über die Redensart „Ick häff dat arme Dier.“ Was ist das eigentlich? Egal: „Ihr ward dat beste Freitagsabendpublikum“, attestieren die beiden den Gescheranern. Und setzen augenzwinkernd nach: „Von diese Woche.“

Bericht „Allgemeine Zeitung“ 
Foto -sk-